Dienstag, 17. Juli 2018

Der Genozid - vier Monate im Frühjahr 1994

Viele denken bei dem Wort Ruanda auch heute noch sofort an den Völkermord. Innerhalb von vier Monaten wurden im Frühjahr des Jahres 1994 über eine Million Menschen auf brutalste Weise abgeschlachtet, überwiegend Tutsi aber auch gemäßigte Hutu, die sich nicht am Völkermord beteiligen wollten. Die Unterscheidung in Tutsi und Hutu als Volksstämme gab es vor der Kolonialzeit nicht, es waren schlicht Bezeichnungen für die Anzahl der Rinder, die jemand besaß, ähnlich unserem Verständnis von Großbauern und Kleinbauern. Die Kolonialmächte, erst die Deutschen, dann die Belgier, begannen dann gemäß ihrem Rassenwahn die Menschen zu vermessen und je nach Größe, Nasenlänge oder -breite in Tutsi und Hutu einzuteilen. Sie glaubten die Tutsi seien intelligenter und bezogen sie in die Verwaltung der Kolonie mit ein. Nach der Unabhängigkeit 1961 errangen die Hutu die politische Mehrheit. Bis zur Eskalation 1994 kam es immer wieder zu regional begrenzten Massakern, es gab Zeiten der Annäherung, die dann wieder vom radikalen Flügel der Hutu zunichte gemacht wurden. Sie bereiteten sich auch akribisch auf eine „Endlösung der Tutsi Frage“ vor. Die Details der ganzen Entwicklung kann jeder für sich in den Geschichtsbüchern nachlesen. Festzustellen bleibt dass die UNO und der gesamte Westen weggeschaut haben, während Frankreich und etliche andere Länder die Hutu Milizen bewaffnet und ausgebildet haben, französische Truppen waren zum Teil auch aktiv an den Massakern beteiligt, ebenso wie Vertreter der katholischen Kirche. Bis heute ist eine Entschuldigung ausgeblieben.
Beendet wurde der Völkermord durch den Einmarsch der RPF (Ruandan Patriotic Front) Truppen unter der Führung Paul Kagames, heutiger Präsident. Die RPF rekrutierte sich aus Tutsi Angehörigen, die nach Uganda und in den Congo geflohen waren. Durch konsequente Entwaffnung und unter

Verzicht auf irgendwelche Racheakte gelang es ihnen tatsächlich die Volksgruppen zu versöhnen. Einige der Hauptveranwortlichen wurden in Den Haag vor Gericht gestellt und verurteilt, etlichen gelang mit Hilfe Frankreichs die Flucht. Die große Zahl der an den Massakern beteiligten Menschen
hätte das Gerichtswesen auf Jahre hinaus blockiert und so führte man so genannte Grasgerichte (Gacaca) ein. Die Schlächter wurden in ihren jeweiligen Dörfern angehört und eventuell verurteilt. Wer sich zu seiner Schuld bekannte und um Vergebung bat konnte dem Gefängnis entgehen und musste dafür Arbeit für die Gemeinschaft leisten, die anderen sitzen zum Teil noch heute ihre Gefängnisstrafen ab.
Der Völkermord forderte nicht nur eine Million Menschenleben sondern hinterließ auch eine Million
Waisenkinder, eine total zerstörte Infrastruktur und unzählige Traumatisierte. Eine gewaltige Aufgabe  für den Staat. Hier hat dann die UNO wenigstens helfend eingegriffen und Kofi Anan hat sich auch für die Tatenlosigkeit der Weltgemeinschaft während des Genozids entschuldigt.
Heute erinnern überall im Land Denkmale an die grauenhafte Zeit und einige Museen arbeiten die Vergangenheit in sehr gut gemachten Ausstellung auf. Wir haben eines in Murambi und das Genocide Memorial in Kigali besucht.







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Quebrada de la Fechas