Mittwoch, 17. September 2014

Kulinarisches und Kulturelles

Obwohl Bolivien mit über 230 Kartoffelsorten weltweit den Rekord hält, hat uns deren Zubereitung bisher nicht überzeugt. Meistens sind sie kalt und sehr trocken. Trockenfutter scheinen die Bolivianer überhaupt zu lieben, überall gibt es Riesensäcke voll mit Popcorn, gepoppten Weizen, gepoppten Nudeln und anderen gerösteten und aufgeblähten Getreidearten. Außerdem muss alles sehr farbenfroh sein. In den Konditoreien strotzt es nur so von Pink, Türkis, Dunkelblau und Grün. Wir haben bisher nur die schokoladigen Varianten probiert, nicht schlecht, aber sättigend für den ganzen Tag. Ansonsten gibt es natürlich alles was es bei uns auch gibt, zusätzlich halt noch Lamafleisch, sehr zart, und Meerschweinchen (haben wir noch nicht probiert, Testbericht folgt).
Ganz wichtig ist den Bolivianern ihr Mittagessen. Überall sind kleine Stände, wo sie sich mit Bergen von Kartoffeln, Reis, Mais und darüber etwas undefinierbares Zerhacktes sättigen. Dazu trinken sie Chicha, eine Art Saft in dem irgendein Stück Trockenobst schwimmt, schaut ein bisschen aus wie die eingelegten missgebildeten Embryos in der Pathologischen, schmeckt aber recht gut. Gewöhnungsbedürftig ist der Kaffee. Man bekommt ein kleines Kännchen mit Kaffeekonzentrat, das sehr an altes Motoröl erinnert und dazu ein großes Kännchen heißen Wassers und man mischt sich dann ganz nach Gusto seinen Kaffee.
Die gesamte Kultur ist stark indianisch geprägt, verschmolzen mit Katholizismus. So wird z.B. bei jeder kirchlichen Feier auch Pachamama (Mutter Erde) gedacht und ein bisschen Wein oder Bier auf die Erde geschüttet. Ob der ganze Müll, der überall einfach die Böschung oder den Berg runter gekippt wird, auch eine Opfergabe ist, sei dahingestellt.
Hier in Copacabana am Titcacasee kommen jedes Wochenende die Indios, um ihre Autos segnen zu lassen. Vor dem Kirchplatz gibt es extra zwei markierte Spuren, wo sie ihre geliebten, klapprigen, fahrbaren Untersätze aufreien, mit frischen Blumen, Girlanden, bunten Hüten! Und allerlei Schnickschnack schmücken. Der Pfarrer segnet dann alles und jeden, lässt sich noch mit der ganzen Familie fotografieren und zu guter letzt wird noch Sekt über die Autos gekippt, alles in der Hoffnung auf immer gute Fahrt. Ein guter Mechaniker wäre vielleicht auch hilfreich.



Forelle in der Markthalle





Chicha, das Nationalgetränk








Autosegnung


















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Blick aus dem tren a las nubes

kleiner Imbiss zwischendurch

Quebrada de la Fechas