Montag, 6. Oktober 2014

Lima

Lima ist, laut unserem Reiseführer, nach Kairo die zweit trockenste Hauptstadt der Welt. Das bekommen wir auch anderweitig deutlich zu spüren. Auf Grund der heute stattfindenden Kommunalwahlen herrscht absolutes Alkoholverbot. Also nix mit Pisco Sour als Aperitiv oder einem schönen Wein zum edlen Fisch, nur Wasser und Saft!
Der Charme der Stadt hält sich schwer in Grenzen, es ist halt eine sprunghaft gewachsene Millionen Stadt. 1950 waren es noch 600.000 Einwohner, jetzt sind es 10 Millionen. Der etwas trübe Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass Lima von April bis Oktober von einer dicken Nebelschicht eingehüllt wird. Der historische Kern ist ganz nett, wenn man nicht allzu genau hinschaut. Es bröckelt und bröselt halt an allen Enden und nach Einbruch der Dunkelheit soll man sich hier überhaupt nicht mehr aufhalten. Tagsüber scheint es aber sicher zu sein, denn überall stehen offizielle Geldwechsler rum (knallgelbe Westen mit Dollarzeichen drauf), mit dicken Bündeln Dollar- und Euronoten in der Hand und scheinbar keine Angst, dass sie ihnen jemand aus der Hand reißen könnte.
Wir wohnen aber im sicheren Viertel Miraflores, hier wimmelt es nur so vor glitzernden Spielcasinos.
Ganz nett ist auch der ehemalige Ferienort Baranco, mittlerweile von der wuchernden Stadt eingemeindet, immer, wie gesagt, nur nicht genau hinschauen. Aber jetzt ist ja die neue Kommunalregierung gewählt und wenn man den Wahlplakaten glauben kann, wird jetzt alles ganz toll und schön. Der Glaube versetzt bekanntlich Berge.
Was das Essen betrifft ist Lima wirklich überzeugend, die Stadt gilt ja schon seit längerem als die kulinarische Offenbarung. Heute Abend werden wir deshalb auch nochmal ganz chic essen (das chic bezieht sich auf das Lokal, nicht auf uns) und morgen dann ganz früh Richtung Heimat aufbrechen. Drückt uns die Daumen, dass uns die 1:10 Stunden Umsteigezeit in Sao Paolo reichen, sonst müssen wir um einen Tag verlängern.

Miraflores

Huaca Pucllana

Huaca Pucllana (Vorinkatempelanlage)

Fährt wie der Teufel Skateboard

Am Pier in Miraflores

Baranco

Erzbischöflicher Palast

Geldwechsler

Plaza de Armas

Plaza San Martin

Kathedrale



Samstag, 4. Oktober 2014

Manu National Park

Um fünf Uhr früh werden wir abgeholt und dann geht es auf die lange Fahrt hinunter ins Tiefland, in den Regenwald. Hier in Cusco gehe ich immer mit Daunenmantel ins Bett, das wird für die nächsten vier Tage hoffentlich vorbei sein. Mit von der Partie sind noch ein junges französisches Paar, unser Guide, ein Koch und der Fahrer.
Unser erster Stopp ist Ninamarca, eine Grabanlage aus der Vorinkazeit und ein weiterer in dem gottverlassenen Nest Paucartambo. Kaum zu glauben aber hier gibt es ein wunderbar gestaltetes Museum zum Thema Dschungel. Über die Tier- und Pflanzenwelt, die Lebensweise und Gebräuche der hier ansässigen Menschen. Wir halten auch immer wieder an, um Vögel oder Affen zu beobachten. Keine Ahnung wie unser Guide die aus dem fahrenden Auto entdeckt, ich kann die grünen Papageien im grünen Blattwerk mit dem Fernrohr kaum ausmachen. Am Abend machen wir Station in der Rainforest Lodge wo uns unser Koch ein super Abendessen serviert und das alles auf einem zweiflammigen Gaskocher!
Am nächsten Tag steigen wir dann aufs Boot um und fahren auf dem Rio Madre de Dios flußabwärts. Überall fischen Kormorane, Silber- und Graureiher. Auf einmal schwimmt ein Ameisenbär vorbei und klettert ans andere Ufer. Nach vier Stunden Fährt erreichen wir unser Ziel die Bonanza Lodge, dort deponieren wir unsere Siebensachen und machen uns nur mit Schlafsack, Proviant und Taschenlampe auf zum Baumhaus, in dem wir die Nacht verbringen werden, in der Hoffnung ein paar Tiere zu sehen. Hören kann man sie überall, Affen, Papageien, Baumratten, aber in dem dichten Blattwerk sind sie kaum auszumachen. Hier gibt es sogar Bäume, die sich bis zu achtzig cm von ihrem Standort wegbewegen können, die walking palm trees. Es dauert allerdings ein paar Jahre, die schnellsten sind sie nicht.
Umgeben von den unglaublichen Urwaldgeräuschen, riesigen Glühwürmchen starren wir in die Dunkelheit und tatsächlich auf einmal taucht ein Tapir auf. Er lässt sich auch vom Lichtkegel unserer Taschenlampen nicht stören und sucht schmatzend im Sumpf nach Fressbaren. Mitten in der Nacht scheint auch der Jaguar zu fauchen, es sind aber nur Peter und der Guide, die links und rechts neben mir schnarchen. Übrigens, den Daunenmantel habe ich hier nicht gebraucht.
Am nächsten Morgen machen wir uns auf die Suche nach dem Kaiman, wir waten kreuz und quer durch Sümpfe und Tümpel, aber er scheint verreist zu sein, dafür werden wir ordentlich geduscht. Ein tropischer Regenschauer überrascht uns und innerhalb zwei Minuten sind wir nass bis auf die Haut. Bei ca. 35 grad aber nicht weiter schlimm. 
Reichlich zu sehen gibt es von den ganzen Kleintieren. Grasshüpfer, Baumfrösche, Termiten, Tarantulas und sogar eine kleine Schlange und natürlich hunderte von Schmetterlingen. Faszinierend sind auch die Baumriesen, überwuchert zum Teil von Lianen, Flechten und Moosen. Im Manú Nationalpark, allerdings sehr weit drinnen, leben auch noch einige ganz ursprüngliche Völker, die bisher kaum oder gar keinen Kontakt zu unserer Zivilisation hatten. Der Park dient auch dazu sie weiterhin zu schützen.
Nach vier Stunden Bootsfahrt und acht Stunden Holper-Autofahrt sind wir nun wieder zurück in Cusco und ich in meinem Daunenmantel.
In ein paar Stunden fliegen wir nach Lima. Nachdem 21 Stunden Busfahrt nur unwesentlich weniger kosten als der einstündige Flug haben wir uns doch entschlossen uns diesen Luxus zu gönnen. In Lima kann ich den Daunenmantel hoffentlich wieder wegpacken. Bis Deutschland?

Ninamarca



Paradiesblume

Papageien

Ich genieße eine Bootsfahrt!!!

Ameisenbär

Baumhaus

Ficus


Platzregen

Fledermaus

Sonnenuntergang am Fluß

Baumfrosch

Tarantula

Greifvogel


Dienstag, 30. September 2014

Ollantaytambo Trek - Machu Picchu

Mit dem Bus geht es ca. zwei Stunden zum Start unserer Trekkingtour ins kleine Dorf Socoma. Dort werden unsere Siebensachen auf kleine, dürre Pferdchen gepackt und schon geht es steil bergauf zum Perolnillo Wasserfall und weiter zu den Ruinen von Rayambata. Auf einem kleinen Plateau wenig oberhalb schlagen unsere drei arrieros, die Helfer, die Zelte auf, inclusive Klozelt!, und einer, Juan, setzt sich die Kochmütze auf und brutzelt gleich mal was.
Eine Schar Kinder kommt lachend den Berg rauf. Sie wohnen in einem winzigen Dorf noch ein wenig oberhalb und gehen jeden Tag zwei Stunden zu Fuß hinunter in die Schule und am Abend wieder hinauf und das in offenen Schlappen. Als sie uns erblicken sind sie erst mal recht schüchtern, aber wir haben einige Stifte und Hefte gekauft, die wir ihnen schenken und da tauen sie gleich auf.
Die Nacht im Zelt lässt sich mit Daunenmantel im Daunenschlafsack und dicker Skiunterwäsche ganz gut aushalten.
Am nächsten Tag geht es über zwei ca. 4400 m hohe Pässe zum Ollantaytambo Quarry, einem großen Steinbruch, aus dem Inka ihre riesigen Steinquader für ihre Tempel holten. Sie mußten die tonnenschweren Steine noch gute 800 hm bergab und weitere km transportieren. Einfach unvorstellbar. Unser Guide Rudy, höchst bewandert in der Geschichte der Inkas, erzählt und erzählt bis uns der Kopf schwirrt vor lauter Huayna Capacs und Atahualpas und wie sie alle heißen, die alten Inka Herrscher. Wir haben auf jeden Fall das Gefühl, er wäre selber gern einer.
Am dritten Tag steigen wir ab nach Ollantaytambo, einer Kleinstadt mit einer riesigen Tempelanlage und auch die Häuser sind alle auf Inkamauern errichtet. In Peru tobt grad der Kommunalwahlkampf und wir geraten mitten in die lautstarken Wahlveranstaltungen. Die Kandidaten spendieren dazu offensichtlich Freibier, entsprechend ist der Andrang. Ansonsten auf den Plakaten die gleichen Gschwoischädel wie bei uns.
Am Abend fahren wir mit dem Zug nach Aguas Calientes, einem ziemlich grusligen Touristenort, der nur dazu dient den Massen, die zum Machu Picchu strömen, Kost und Logis zu bieten. Ab sechs Uhr morgens rumpelt dann ein Bus nach dem anderen die steilen Kehren hinauf zur alten Inkastadt. 
Die Anlage ist schon sehr beeindruckend trotz des Massenauflaufs, vor allem auch wegen der wunderbaren Landschaft drum herum. Dicht bewaldete hohe Berge, unten der Fluß Urubamba, kein Wunder, daß man die Stadt so lange nicht entdeckt hatte. Wir besteigen noch den Waynu Picchu über Hunderte steiler Treppen und oben gibt es sogar eine Art Inka Klettersteig, nur statt Eisenstifte Steintritte. Am Nachmittag kommt dann für kurze Zeit sogar noch die Sonne raus und eine riesiger Regenbogen erscheint. Das hat dann schon was mystisches.

Unsere Crew

Perolnillo Wasserfall

Unser Zeltlager

Kinder aus Pukopuyo



Wahlveranstaltung



Ollantaytambo



Waynu Picchu

Machu Picchu


Machu Picchu








Donnerstag, 25. September 2014

Cuzco 2

Ein absolutes Highlight ist auch der San Pedro Markt. Hier gibt es alles was der Mensch so braucht oder meint zu brauchen. Neben vielem Touristenkrimskrams bieten die Marktdamen -ich glaube ich habe keinen einzigen Mann hinter einer Theke gesehen- alles was in der peruanischen Küche Verwendung findet: Schweineklauen, Rinderköpfe, undefinierbare Innereien, hier wird ein geschlachtetes Tier noch von Kopf bis Schwanz verwertet. Daneben natürlich alle möglichen Fische, Gemüse, zig Mais- und Kartoffelsorten und es gibt eine ganze Abteilung wo man all das gleich essen kann. Bei unserem ersten Besuch lief uns gleich das Wasser im Mund zusammen, als wir am Spanferkelstand vorbeikamen. Dummerweise war es erst halb zehn und wir hatten gerade gefrühstückt, also machten wir erstmal auf Kultur und kamen um eins zurück, um Mittag zu essen. Allerdings waren da alle Ferkelchen schon verputzt und wir mussten auf was anderes ausweichen. Am nächsten Tag erschienen wir schon um halb zwölf, aber wieder waren die Spanferkelstände am zusammen räumen. Es scheint Schweinsbraten ist hier eher ein Frühstücksgericht.  Gott sei Dank gibt es hier genug Lokalitäten wo man von ganz einfach bis sündteuer hervorragend essen kann.

Peruaner scheinen sehr verfroren zu sein, noch mehr als ich! Bei schönsten 20 grad laufen sie mit dicken Mänteln und Stiefeln umher und selbst ihre Hunde werden, auch wenn sie ein noch so dickes Fell haben mit Mäntelchen eingekleidet. Aber vielleicht ist das auch nur ein Statussymbol gegenüber den ganzen "nackten" Straßenhunden.



Peruaner sind auch sehr religiös. Auch wenn sie an einer Kirche nur außen vorbeigehen bekreuzigen sie sich mehrmals und sie tragen ihre Heiligen gerne spazieren. Immer wieder geraten wir in Umzüge, wo riesige Heiligenstatuen, begleitet von vielen Geistlichen, Militärkapellen, Veteranenverbänden und Zivilisten um die Plaza getragen werden. Die Figuren sind in die tollsten Gewänder gehüllt und das gibt offensichtlich auch vielen Leuten Arbeit. Allein in unserer Straße gibt es mindestens zehn, fünfzehn Stickereien, die alle die aufwändigsten, mit Gold- und Silberfäden bestickten Stoffe herstellen.






San Pedro Markt

San Pedro Markt

San Pedro Markt

San Pedro Markt

San Pedro Markt







Mittwoch, 24. September 2014

Cuzco

Nach einer elfstündigen Nachtfahrt sind wir in der alten Inkastadt Cuzco, auch Cusco oder Qosq'o geschrieben, angelangt. Die Gebäude sind in einem ganz anderen Stil errichtet als in Arequipa. Eher niedrig, aber mit wunderbaren, geschnitzten Holzbalkonen. Es ist die älteste durchgängig bewohnte Siedlung auf dem amerikanischen Kontinent.
Obwohl die Stadt sehr touristisch ist hat sie unglaublich viel Charme und absolut phänomenal sind die vielen Kirchen und vor allem die Kathedrale. Leider darf man nirgends fotografieren. Ein paar heimliche Aufnahmen sind mir dennoch gelungen. Man darf sich halt nicht erwischen lassen. 
Die Kathedrale strotzt nur so vor prächtig geschnitzten Altären, alles vergoldet, die Heiligen in reich mit Gold- und Silberfäden bestickten Gewändern gekleidet, ein Chorgestühl allerfeinst geschnitzt und 
verziert. Alles ist natürlich südamerikanisch geprägt, so verspeist z.B. Jesus mit seinen Jüngern beim letzten Abendmahl ein Meerschweinchen!
Unglaublich ist aber auch was die Spanier bei der Eroberung alles zerstört haben. Die meisten Inkabauten wurden abgerissen und die Steine zum Bau der Kirchen und Klöster verwendet. Die Reste, die noch erhalten sind, zeugen von der architektonischen Meisterleistung der Inkas. Die Steinquader sind so präzise bearbeitet, dass sie ganz genau aufeinander passen und nicht mal eine Messerklinge dazwischen passt. Sie haben auch Wasserleitungen mit Verteiler in die Steine eingefräsund alles passt genauestens zusammen. Die Mauern der Inka haben die etlichen schweren Erdbeben ohne Schaden überstanden, während die Kolonialbauten jedesmal schwer beschädigt wurden.
Die ehemalige Inka Tempelanlage Qorikancha, auf deren Resten heute das Kloster Santo Domingo steht, war einst mit dicken Goldplatten verkleidet, aber die Spanier haben alles eingeschmolzen. Aus unerklärlichen Gründen ließen die Dominikanermönche einige Teile der Anlage stehen und integrierten sie in ihr Kloster.
Inkastatue an der Plaza de Armas

Kirche La Compañía de Jesús 

Cuzco

Qorikancha

Qorikancha

Inkamauer


Blick aus dem tren a las nubes

kleiner Imbiss zwischendurch

Quebrada de la Fechas