Von Matera aus machen wir uns auf den Weg nach Gravina in Puglia. Leider schließen die Kirchen fast überall gegen Mittag für einige Stunden und so können wir Kathedrale und Purgatoriumkirche wieder mal nur von außen bewundern. Eine Bedienung in einer Bar entpuppt sich aber als historisch sehr bewandert und gibt uns eine kleine Vorlesung über die Geschichte der Stadt und so erfahren wir, dass wir unseren Kaffee im Geburtshaus von Papst Benedict XIII., aus dem Geschlecht der Orsini einnehmen.
Weiter Richtung Spinazzola biegen wir dann ab in den Parco di Murgia Alta, eine wunderschöne Karstlandschaft. Überall am Wegesrand blühen Alpenveilchen (vielleicht heißen sie hier Pugliaveilchen), Herbszeitlose und Herbstkrokusse. Wir übernachten kurz vor Castel del Monte im agroturismo "il pino grande", ein Herrschaftshaus aus dem 16. Jahrhundert. Am Abend werden wir dann in mindestens zehn Gängen mit den Spezialitäten der Region verwöhnt und alles, sowohl optisch als auch geschmacklich, in Sternequalität. Es stellt sich dann auch raus, dass der Sohn und Koch bei einem Zwei-Sterne Restaurant gelernt hat. Mit reichlich Wein und Wasser zahlen wir dann gerade mal € 20,--.
Am nächsten Morgen geht es dann zum Castel del Monte. Wir sind sehr früh dran und somit Nr. 3 und 4 der Besucher und können zumindest eine halbe Stunde das imposante Kastell fast allein genießen bevor ganze Busladungen hereinstürmen.
Beeindruckt von der apulischen Küche erstehe ich im Museumsladen gleich zwei Kochbücher, die ich jetzt noch eine gute Woche durch die Gegend schleppen kann.
Die Nacht verbringen wir in Trani, einer ganz reizenden Hafenstadt mit einer beeindruckenden Kathedrale.
Die etwas langweilige Strecke bis Foggia überbrücken wir im Zug und kämpfen uns dann noch bei heftigem Gegenwind bis San Severo. Da der Ort touristisch eher wenig erschlossen ist finden wir nur ein Zimmer über einer Bar, aber nichtsdestotrotz wird uns wieder ein fantastisches Abendessen serviert.
Weiter geht es in das "Las Vegas des Glaubens" wie es in unserem Reiseführer steht, nach San Giovanni Rotondo, wo der hier überall verehrte Padre Pio gewirkt hat. Auf Druck der Gläubigen blieb dem Vatikan gar nichts anderes übrig als ihn 1998 selig und ein paar Jahre später heilig zu sprechen. Und man muss das Ganze wirklich erlebt haben. Eine Pilgerprozession wie in Mekka am Grab des Heiligen vorbei, das unter der riesigen Nuova Chiesa liegt. Der ganze ebenfalls gewaltige Raum mit Gold und Mosaiken ausgekleidet. Die eigentliche Kirche darüber fasst 7000 Menschen, auf dem Vorplatz können nochmal 30000 der Messe folgen, und sie tun es auch!
Wir fahren lieber weiter bis Monte Sant' Angelo, nicht weniger heilig, denn hier erschien im 3. und 4. Jh. mehrmals der Erzengel Michael. Die ihm zu Ehren in den Felsen gehauene Kathedrale nimmt einen wirklich gefangen, leider darf man, wie immer, nicht fotografieren. Während wir die Kirche besichtigen findet gerade eine Messe statt und der Pfarrer macht laufend Späßchen. Abendessen gewohnt super.
Die Fahrt quer durch den Parco Nazionale del Gargano bietet eine gänzlich andere Landschaft als bisher. Üppige, dunkelgrüne Eichenwälder säumen die Straße, überall blühen die Alpenveilchen, halbwilde Schweinchen durchwühlen den Boden und mittendrin taucht das rifugio Sfilzi auf und wir werden wieder mit den herrlichsten Antipasti und hausgemachtem Käse verwöhnt. Kurz bevor wir wieder die Küste erreichen machen wir natürlich einen Stopp in Vico del Gargano, dem "weltberühmten" Ort, aus dem einige Italienischrothschwaiger entstammen. Wir trinken einen Espresso und bekommen sofort drei kleine Törtchen spendiert. In Peschici, wo wir übernachten geht es uns nicht anders. Bevor wir essen gehen trinken wir noch ein Gläschen Prosecco in einer netten Bar und man serviert uns dazu ein riesiges apulisches "Brotzeitbrettl" mit Oliven, Käse, Schinken, Mortadella und Bruschette. Abendessen ist somit gestrichen.
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