Samstag, 28. September 2013

Vieste - Manfredonia - Barletta - Bari

Die Etappe von Peschici bis Vieste ist sehr kurz, aber wunderschön. Herrliche Ausblicke auf die türkisblauen Buchten. Auch Vieste liegt sehr romantisch auf einem Kreidefelsen, mit dem "Pizzimunno", "Spitze der Welt", erinnert es fast an Rügen. Insgesamt ist es eleganter als Peschici. Wir legen einen faulen Badenachmittag ein, besuchen das sehr interessante Muschelmuseum und beim abendlichen Schlendern durch die engen Gassen kann ich der Versuchung nicht widerstehen und erstehe reichlich Tischwäsche. Mn könnte überhaupt herrlich einkaufen, Kleidung, Schuhe, regionale Spezialitäten, Wein, etc., eigentlich müsste ich mal mit einem LKW hierher kommen.

Bis Manfredonia schlängelt sich die Straße in ständigem Bergauf, bergab die Küste entlang. Sicher der schönste Abschnitt der Garganoküste. Die Stadt, vom Lieblingssohn Firedrich II., Manfred 1256 gegründet, bietet wie übrigens alle größeren und kleineren Orte Apuliens eine wunderhübsche Altstadt mit einem großen, lebendigen Platz, wo sich abends Jung und Alt zum Ratschen, Toben, Spielen und Trinken trifft. Karlsfeld könnte sich ein Beispiel nehmen!
Im Castel Svevo versetzt uns eine imposante Ausstellung in die vor- und frühchristliche Zeit der Region, während uns später Signora Carlotta in ihrem Restaurant Pepperoncino (beide genial schräg) mit den Köstlichkeiten Apuliens verwöhnt.
Etwas außerhalb Stadt besichtigen wir dann noch ein paar Ausgrabungen des alten Siponto, das 1223 bei einem Edbeben vollständig zerstört wurde.

Auch unser vorletzter Stopp, Barletta, ist ein ganz reizender Ort, wieder mit Kastell und Kathedrale. Besonders beeindruckt uns der Palazzo della Marra mit seinen Deckenfresken und der Ausstellung mit Werken des hier geborenen Impressionisten Giuseppe de Nittis. Wir bewundern natürlich auch den Koloss von Barletta, genannt Erà, der der Sage nach die Stadt einst vor den Sarazenen rettete indem er sich heulend vor das Stadttor stellte. Als ihn die Angreifer nach dem Grund seines Kummers fragte, erzählte er ihnen, er sei wegen Kleinwüchsigkeit ausgewiesen worden, worauf diese schleunigst das Weite suchten.

Bis Bari könnte man ca. im 8 km Rhythmus eine bezaubernde Stadt mit unzähligen Kirchen, Klöstern, Kastellen und Kathedralen besichtigen, Biscèglie, Molfetta, Giovinazzo wären alle einen ausführlichen Besuch wert, aber leider bleibt dafür keine Zeit mehr. Jetzt sind wir wieder in Bari, haben die vier Stockwerke bis zu unserem Zimmer im "La Corte del Borgo Antico" erklommen und freuen uns nochmal auf köstliche Bareser Spezialitäten. Kochbuch habe ich ja schon erstanden. Mal schauen, ob ich es so halbwegs hinkrieg.
Freue mich auf jeden Fall jetzt schon auf ein "come back" nach Puglia. Ciao, ci vediamo!











Mittwoch, 25. September 2013

Weiter bis zum Gargano

Von Matera aus machen wir uns auf den Weg nach Gravina in Puglia. Leider schließen die Kirchen fast überall gegen Mittag für einige Stunden und so können wir Kathedrale und Purgatoriumkirche wieder mal nur von außen bewundern. Eine Bedienung in einer Bar entpuppt sich aber als historisch sehr bewandert und gibt uns eine kleine Vorlesung über die Geschichte der Stadt und so erfahren wir, dass wir unseren Kaffee im Geburtshaus von Papst Benedict XIII., aus dem Geschlecht der Orsini einnehmen.
Weiter Richtung Spinazzola biegen wir dann ab in den Parco di Murgia Alta, eine wunderschöne Karstlandschaft. Überall am Wegesrand blühen Alpenveilchen (vielleicht heißen sie hier Pugliaveilchen), Herbszeitlose und Herbstkrokusse. Wir übernachten kurz vor Castel del Monte im agroturismo "il pino grande", ein Herrschaftshaus aus dem 16. Jahrhundert. Am Abend werden wir dann in mindestens zehn Gängen mit den Spezialitäten der Region verwöhnt und alles, sowohl optisch als auch geschmacklich, in Sternequalität. Es stellt sich dann auch raus, dass der Sohn und Koch bei einem Zwei-Sterne Restaurant gelernt hat. Mit reichlich Wein und Wasser zahlen wir dann gerade mal € 20,--.
Am nächsten Morgen geht es dann zum Castel del Monte. Wir sind sehr früh dran und somit Nr. 3 und 4 der Besucher und können zumindest eine halbe Stunde das imposante Kastell fast allein genießen bevor ganze Busladungen hereinstürmen.
Beeindruckt von der apulischen Küche erstehe ich im Museumsladen gleich zwei Kochbücher, die ich jetzt noch eine gute Woche durch die Gegend schleppen kann.
Die Nacht verbringen wir in Trani, einer ganz reizenden Hafenstadt mit einer beeindruckenden Kathedrale.

Die etwas langweilige Strecke bis Foggia überbrücken wir im Zug und kämpfen uns dann noch bei heftigem Gegenwind bis San Severo. Da der Ort touristisch eher wenig erschlossen ist finden wir nur ein Zimmer über einer Bar, aber nichtsdestotrotz wird uns wieder ein fantastisches Abendessen serviert.

Weiter geht es in das "Las Vegas des Glaubens" wie es in unserem Reiseführer steht, nach San Giovanni Rotondo, wo der hier überall verehrte Padre Pio gewirkt hat. Auf  Druck der Gläubigen blieb dem Vatikan gar nichts anderes übrig als ihn 1998 selig  und ein paar Jahre später heilig zu sprechen. Und man muss das Ganze wirklich erlebt haben. Eine Pilgerprozession wie in Mekka am Grab des Heiligen vorbei, das unter der riesigen Nuova Chiesa liegt. Der ganze ebenfalls gewaltige Raum mit Gold und Mosaiken ausgekleidet. Die eigentliche Kirche darüber fasst 7000 Menschen, auf dem Vorplatz können nochmal 30000 der Messe folgen, und sie tun es auch!

Wir fahren lieber weiter bis Monte Sant' Angelo, nicht weniger heilig, denn hier erschien im 3. und 4. Jh. mehrmals der Erzengel Michael. Die ihm zu Ehren in den Felsen gehauene Kathedrale nimmt einen wirklich gefangen, leider darf man, wie immer, nicht fotografieren. Während wir die Kirche besichtigen findet gerade eine Messe statt und der Pfarrer macht laufend Späßchen. Abendessen gewohnt super.

Die Fahrt quer durch den Parco Nazionale del Gargano bietet eine gänzlich andere Landschaft als bisher. Üppige, dunkelgrüne Eichenwälder säumen die Straße, überall blühen die Alpenveilchen, halbwilde Schweinchen durchwühlen den Boden und mittendrin taucht das rifugio Sfilzi auf und wir werden wieder mit den herrlichsten Antipasti und hausgemachtem Käse verwöhnt. Kurz bevor wir wieder die Küste erreichen machen wir natürlich einen Stopp in Vico del Gargano, dem "weltberühmten" Ort, aus dem einige Italienischrothschwaiger entstammen. Wir trinken einen Espresso und bekommen sofort drei kleine Törtchen spendiert. In Peschici, wo wir übernachten geht es uns nicht anders. Bevor wir essen gehen trinken wir noch ein Gläschen Prosecco in einer netten Bar und man serviert uns dazu ein riesiges apulisches "Brotzeitbrettl" mit Oliven, Käse, Schinken, Mortadella und Bruschette. Abendessen ist somit gestrichen.





















Freitag, 20. September 2013

Von Alberobello bis Matera

Das Abendessen im Lokal "Tipicamente" ist dann wirklich die Krönung des Tages. Drei Stunden lang werden uns ständig neue Schälchen mit den köstlichsten Spezialitäten Apuliens serviert. Eingelegte Gemüse, diverse Mozzarella Versionen, bruschette, focaccie, Pecorino mit Honig, Bohnen, Pasta, Obst und verschiedene Nachspeisen, dazu 1 Liter Wein, weiß und rot, und Wasser, das Ganze für € 50.-- zu zweit!!! Wir rollen dann heim.

Wenigstens stehen am nächsten Tag an die 90 km auf dem Plan. Über Noci, Mottola, von wo man einen herrlichen Blick auf den Golf von Taranto hat, auf einsamen Straßen bis Laterza und Matera. Dort haben wir dann gleich mal Glück. Als wir in einer Bar nach dem Tourismusbüro fragen und der Ober uns antwortet, dass es wohl schon geschlossen ist, kommt in diesem Moment der Angestellte des Büros rein und vermittelt uns dann gleich eine Unterkunft. Die Wirtin holt uns in der Bar ab, denn in den verwinkelten Gassen hätten wir sie nie gefunden.

Matera ist wirklich atemberaubend. Die Häuser, die größtenteils in den Fels gebaut sind, kleben an den steilen Wänden wie Schwalbennester. Immer mehr werden schön renoviert und zu Pensionen und Hotels oder auch Ateliers ausgebaut. Matera ist mittlerweile UNESCO Weltkulturerbe und wahrlich mit Recht. Beeindruckend die jahrhundertealte Zisternenanlage, die erst 1992 zufällig wieder entdeckt wurde und natürlich die Felsenkirchen. Trotzdem sind hier alle preislich auf dem Teppich geblieben.





Dienstag, 17. September 2013

Zona dei Trulli

Gestärkt mit den köstlichen selbstgemachten Croissants unserer Wirtin machen wir uns auf unsere ersten Radkilometer, entlang der Küste bis Polignano a Mare. Überall verkaufen am Straßenrand die Fischer ihren frischen Fang, daneben die Bauern die dazu passenden Gemüse.
Polignano thront wunderhübsch über unzähligen Grotten und ist entsprechend von Touristen ziemlich überlaufen und so fahren wir lieber weiter ins Landesinnere nach Conversano. In den verwinkelten Gassen finden wir ein hübsches bed & breakfast und genießen ein köstliches Essen mit Blick über das Tal. Absolut sehenswert und in keinem Reiseführer verzeichnet ist die Klosterkirche Chiesa dei Santi Cosma und Damiano. Die Klosterschwester schenkt uns noch ein Heiligenbildchen mit besten Wünschen.

Am nächsten Morgen geht es zu den Grotten von Castellana, ein absolutes Highlight. Die zweistündige Führung vergeht wie im Flug. Die Höhle beeindruckt durch eine unglaubliche Vielzahl an unterschiedlichen Tropfsteinformationen. Man könnte Stunden darin verweilen, wenn es ein bisschen wärmer wäre.

Auf dem Weg nach Alberobello folgen wir einem Wegweiser zu einem Ristorante Villa Maria und stehen dann vor einem kleinen Schlösschen. Wir sind die einzigen Gäste, aber sofort wird der Tisch mit Damast für uns eingedeckt und schon stehen diverse Brotsorten und oberköstliche amuses gueules auf dem Tisch, danach folgen Nudeln mit Meeresfrüchten, Salat und der Wirt spendiert uns noch einen Limoncello. Wir rechnen mit dem Schlimmsten was die Rechnung anbelangt und zahlen dann mit Bier und Kaffee € 44.-- zusammen, und das in fürstlichem Ambiente! Der Hausherr gibt uns dann auch noch die Telefonnummer eines Freundes, der in Alberobello Zimmer vermietet. Den rufen wir natürlich auch an und so nächtigen wir jetzt in einem Trulli. Es gefällt uns so gut, dass wir beschließen zwei Nächte zu bleiben.

Alberobello ist wirklich einmalig, ein Teil der Trullis ist ganz normal bewohnt, ein anderer Teil beherbergt diverse Souvenirläden und Restaurants, aber alles sehr hübsch. Auch das Umland ist gespickt mit z.T. sehr schön renovierten trullis und so bieten sich auf unserer Radtour über Locorotondo, Martina Franca, Mottola zurück nach Alberobello immer wieder herrliche Motive. Heute Abend erwartet uns noch ein regionaltypisches Menü im Restaurant unseres Hausherrn. Das Frühstück dort hat uns schon mal überzeugt.













Samstag, 14. September 2013

Bari

Problemlose Anreise, kein Zinnober seitens Air Berlin wegen unverpackter Räder, alles komplett und heil angekommen, nettes bed & breakfast "La Corte del Borgo Antico" im Herzen der Altstadt gefunden und uns noch kein einziges Mal im Gewirr der Altstadtgassen verirrt. Wir futtern uns schon eifrig durch die göttlichen Bareser Spezialitäten und genießen die Sonne und Wärme. Viel Kultur gibts natürlich auch, Bari ist schließlich die Stadt des hl. Nikolaus v. Myra, außerdem hinterließen hier die Römer, Sarazenen, Byzantiner und Normannen ihre Spuren.












Blick aus dem tren a las nubes

kleiner Imbiss zwischendurch

Quebrada de la Fechas